Wanderungen mit Lamas und Alpakas, © Loni Liebermann

Auf Tuchfühlung mit den Venn-Lamas

Auf Tuchfühlung mit den Venn-Lamas

Wo Fuchs und Hase gute Nacht zu einander sagen oder wenn Lamas und Alpakas wild umherspucken, dann ist man in der Eifel angekommen. Denn im Eifeldörfchen Paustenbach haben Lamas und Alpakas bei Horst Dicketmüller ein zu Hause gefunden. Und das die liebevollen Tiere wild umherspucken ist genauso ein Märchen, wie die Vorstellung, dass Hase und Fuchs sich gegenseitig in den Schlaf wiegen. Denn die kleinen Kamele spucken selten und auch nur unter ihren Artgenossen und wenn der Mensch nicht gerade in der Schussbahn steht, hat er nichts zu befürchten. Was allerdings passieren kann, dass Lamas und Alpakas die Straße kreuzen. Aber natürlich kontrolliert, denn Horst Dicketmüller und seine Venn-Lamas bieten geführte Wanderungen durch das Paustenbacher Venn. Zu Beginn trifft man sich im Gehege. Da es sich um Flucht- und Distanztiere handelt, muss Mensch und Tier erst auf Tuchfühlung miteinander gehen. Mit Hilfe von Leckereien, erkennt man sofort, dass für niemanden eine Gefahr droht. Die beste Basis für ein entspanntes Miteinander. Die großen Augen und das exotische Aussehen mit dem einzigartigen Haarschnitt ziehen die Blicke immer wieder auf die Tiere. Wanderungen mit Alpakas ist seit etwa drei Jahren ein deutschlandweiter Trend. Aber in Lammersdorf haben die Venn-Lamas bereits Einzug gehalten, bevor die Trendwelle auf Deutschland überschwappte. Es war Liebe auf dem ersten Blick, als Horst Dicketmüller diese liebevollen, durch Ruhe geprägten und ausgeglichen Tiere in Österreich zum ersten Mal bewusst entdeckte. Zu diesem Zeitpunkt war sein Leben durch seinen stressigen Job im europäischen Außendienst geprägt und seine Gesundheit hatte schon stark gelitten. Er krempelte sein Leben um, kündigte seinen Job und kaufte sich die ersten Tiere. Das dieses Vorhaben, dass unbewusste auch eine Therapie für ihn darstellte, eine solche Erfolgswelle schlug, hätte er zu diesem Zeitpunkt nicht für möglich gehalten. Mittlerweile sind seine Venn-Lamas über die Grenzen von Simmerath heraus bekannt. Auch haben Sie schon einige Male im Fernsehen begeistert und die Besucher nehmen mehrere 100 Kilometer weite Anreisen in Kauf.

Nach einer kurzen Einführung mit Informationen zur Herkunft, dem Verhalten und den Eigenarten der Tiere durfte sich jeder einen vierbeinigen Begleiter aussuchen. Wie mit einem Hund an der Leine ging es los. Wir wurden gebeten, ein wenig Abstand zu den Vorgärten zu halten. Denn die Tiere verwechseln diesen liebend gerne mit ihrer Speisekammer. Die lustigen Laute der Tiere sind von weiten zu hören und unterscheiden sich von den gewohnten Tiergeräuschen. Schnell erkennt man, dass die Zeit immer unbedeutender wird, denn hier bestimmt nicht der Mensch das Tempo und es stellt sich ein Gefühl von Zeitlosigkeit ein. Zudem konzentriert man sich auf den Schritt seines haarigen Begleiters und kommt somit schnell auf andere Gedanken. Wir drehten eine große Runde abseits des Dorfes durch das Venn und trotz frostigen Temperaturen machten wir ein kleines Picknick, bei dem uns Plätzchen und heiße Getränke gereicht wurden. Die Touren werden auf die Wünsche der Besucher abgestimmt. Familienfreundlich mit Zeit zum Spielen und Picknicken oder etwas ausgedehntere Wanderungen. Ganz nach dem Motto: „Was möglich ist, wird möglich gemacht“. Nach etwa zwei Stunden sind wir zurück am Stall und können uns nur schweren Herzens von unseren liebgewonnenen, wolligen Freunden lösen. Als kleine Erinnerung wird uns ein Lama-Führerschein überreicht. Es war ein herrlicher Nachmittag in der Natur, welcher Dank Horst Dicketmüller und seinen einzigartigen Tieren unvergesslich bleiben wird. Ich habe mir fest vorgenommen, mir ein Beispiel an dieser entspannten und ausgeglichenen Art zu nehmen und in meinem Alltag zu integrieren.

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